Infrastruktur wirkt! concepts-Ausgabe 2/2018
Als Bürger empfinden wir den Bau neuer Infrastruktur zunächst vor allem als Belästigung. Schon wieder Baustellen! Wenn es dann auch noch nicht so klappt wie vorgesehen, ist die öffentliche Häme riesig. Im Schlechtreden von Neuem ist gerade Deutschland ja sowieso Weltmeister. Jede Veränderung der Umgebung stellt für viele Bürgerinnen und Bürger eine kaum zu bewältigende mentale Herausforderung dar, gegen die geklagt und protestiert werden muss.
„Jede Handlung berührt die Interessen anderer“
Die NIMBYs, die alle Vorteile einer modernen Gesellschaft genießen wollen, aber die Voraussetzungen dafür bloß nicht in ihrer Nachbarschaft (Not in my backyard!) haben wollen, sind ein unumgängliches Phänomen komplexer Gesellschaften, wie ich im Gespräch mit Prof. Dr. Dr. Manfred Moldaschl von der Zeppelin Universität Friedrichshafen lernen konnte. Denn, so Moldaschl, „jede Handlung berührt die Interessen anderer“, und in einer Wissensgesellschaft verfügen immer mehr Bürger über den Willen, sich Expertenurteilen nicht zu beugen. Der Nachhaltigkeits-Spezialist erforscht demnächst auch Infrastrukturprojekte von Hochtief, um mehr über die gesellschaftlichen Wirkungen dieser Investitionen zu erfahren.
Infrastruktur schafft Wohlstand
Das passte perfekt zum Titelthema des aktuellen Kundenmagazins concepts, wo wir genau diesen Wirkungen nachgegangen sind. Anhand zahlreicher Beispiele haben wir gezeigt, wie sich große Projekte ausgewirkt haben. Bestes Beispiel dafür ist die Öresundbrücke zwischen Kopenhagen und Malmö, die für einen gewaltigen Boom gesorgt und Lebensbedingungen der Menschen – insbesondere in Malmö – zum Guten verändert hat. Die Entscheidung, einen britischen Autor mit der Geschichte zu betrauen, erwies sich übrigens als gute Idee, denn als Wiege der Industrialisierung hat Großbritannien eine besonders lange Erfahrung mit bürgerlichem Unmut gegen Infrastrukturprojekte. Und ich habe ebenfalls gelernt: Sowohl Unmut als auch Begeisterung formulieren die Briten leidenschaftlich gerne in Versform. Weshalb dies der erste journalistische Text geworden ist, in dem ich als Redakteur gleich zwei Gedicht-Zitate geduldet habe.
Digitalisierung erreicht die Bauindustrie
Ein weiteres Thema das Magazins: Wie werden digitale Technologien die Baustellen der Zukunft verändern? Bis heute ist der Bau an vielen Stellen noch echtes „Hand“-Werk. Doch schon bald, so zeigt unsere Geschichte, werden neue Technologien Einzug halten. Die „Alexa für den Bauarbeiter“ ist eine Vision, an deren Verwirklichung gearbeitet wird. KI-Anwendungen und Drohnen, die Baustellen automatisch vermessen, sind bald im Einsatz. Das Fazit: Als eine der letzten großen Industriebranchen steht nun auch der Bau vor einer massiven digitalen Transformation.
Brutalismus bewahren
Neben dem Blick in die digitale Zukunft überrascht concepts by Hochtief diesmal mit einem Blick in eine sehr graue Vergangenheit: In den Fünfziger- und Sechzigerjahren war Hochtief am Bau vieler Gebäude beteiligt, die heute wieder im Rahmen der neuen Brutalismus-Begeisterung gefeiert werden. Vor allem im Ruhrgebiet gehen viele Gebäude auf das Konto von Hochtief, zum Beispiel die lange verhasste Ruhr-Universität Bochum („Selbstmörder-Uni“) oder die Gruga-Halle, die schon mehrmals abgerissen werden sollte und heute unter Denkmalschutz steht. Die Ruhr-Uni wird übrigens derzeit grundlegend modernisiert und den Erfordernissen der Gegenwart angepasst, ohne den „Charme“ der Betonarchitektur zu vernichten. Auch das ist eine Aufgabe für Hochtief.
Auftraggeber: Hochtief AG
Agentur: HoCaX
Grafik: RingZwei
Redaktion: Reporterpool Redaktionsbüro
Chefredaktion: Torsten Meise
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